[Fortsetzung von Teil 1]
Ich setzte mich zu Lu und genoss meinen Drink. Ich kramte in meiner Sakko-Tasche, da ich mir in meine Boss-Anzüge immer vier weitere Innentaschen einnähen ließ fand ich die Abzüge der schockierenden Bilder nicht sofort. Lu war die Spannung, die von mir am Telefon angekündigten Bilder endlich echt zu sehen deutlich anzumerken. Sein Glas war bereits leer und das Dunhill Zigarillo zur Hälfte aufgeraucht und von der anderen Hälfte aufgekaut. Ich legte die Bilder nachdem ich diese endlich aus meiner Jacke gezogen hatte auf den Tisch und Lu fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Es handelte sich um Bilder von zwei Flaschen Bombay-Sapphire, die auf der Rückseite absolut identisch waren, gleiche EAN und identische Beschreibung. Auf der Vorderseite wurde jedoch ersichtlich, was unsere Welt der spirituosen so stark ins Wanken gebracht hat. Trotz identischer Bezeichnung und identischem EAN-Code auf der Rückseite der Flasche, wies die Vorderseite einen anderen Alkoholgehalt auf und zeigte auch, dass die Artikelnummer abweichend war.
Hung Ju, der Wirt des Bombay-Garden, hatte uns bereits zugesichert, dass wir seinen Privatjet für 3 Tage nutzen könnten. Somit brachen Lu und ich sofort auf, um an den Ort zu gelangen an dem dieses Bild aufgenommen wurde. Valencia in Spanien an der Mittelmeerküste. Dies war nötig, um einen lückenlosen Verlauf der Ware bis zum Endverbraucher, der dieses Foto aufgenommen hatte nachzuvollziehen. Nach 10 Drinks und 2,5 Stunden Flugzeit kamen wir, zum ersten mal an diesem Tage recht entspannt, in Valencia an und trafen uns im „El Siglo“ mit dem Mann, der uns die Beweisbilder zur Verfügung gestellt hat. Dieser Mann, der ungenannt bleiben möchte, ich nenne ihn daher hier der Einfachheit halber „Carlos“, berichtete in welchen Geschäften er die beiden Flaschen erworben hatte. nun hatten wir keine Zeit mehr zu verlieren. Wir tranken aus und stiegen in ein Taxi um die beiden Geschäfte aufzusuchen. Tatsächlich fanden wir in beiden Geschäften die Bombay-Sapphire Flaschen mit identischer EAN und unterschiedlichen Alkoholgehalten. Ein Schluck direkt aus der Flasche noch am Spirituosenregal verriet auch, dass die angegebenen Alkoholzahlen der Richtigkeit entsprachen – der Geschmack des „schwachen“ Gin war erschütternd lasch und wirkungslos.
So traten wir mit den beiden Flaschen im Gepäck die Weiterreise nach London an, um die Destillerie direkt aufzusuchen und der Ursache auf den Grund zu gehen. Leider waren die Gin- und Scotchvorräte bereits über Paris komplett aufgebraucht, so dass sich dieser Flug als äußerst unangenehm zeigte – ich musste, sobald ich wieder etwas Zeit hätte sofort mit Hung Ju über die Bestückung seiner Flieger reden, ich hatte also wieder etwas gut bei Hung Ju.
[Fortsetzung folgt]